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Film-Tipp „Anthropocene“

Ein wenig im Verborgenen geschah die Fertigstellung eines weiteren Projektes, bei dem ich die wissenschaftliche Leitung übernommen habe. Es ist ein Film entstanden, der im November in Hamburg seine Erstaufführung hat 🙂

Einen Vorgeschmack darauf gibt der Trailer. Weitere Infos folgen in den nächsten Tagen.

Wann? Freitag, 13. November 2015, Start um 20 Uhr

Wo? In der KulturWerkstatt, Kanalplatz 6, 21079 Hamburg

Ich freue mich schon auf den Abend!

Naturkundemuseen erzählen Geschichten

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Eine historische Rarität ist das Museu de História Natural in der Rua da Mouraria neben der Kirche Sao Pedro in Funchal. In diesem Barockgebäude, einem ehemaligen Wohnhaus aus dem 18. Jahrhundert, wird die umfangreiche Artenvielfalt Madeiras dokumentiert. Im Erdgeschoss befinden sich das Aquarium. Dort führt mein Weg als erstes hin. Ein dunkles Gewölbe. Nachdem sich meine Augen an die Dämmerung gewöhnt haben, schaue ich mir an, was aus dem kühlen Atlantik seinen Weg in die Aquarien gefunden hat. Neben diversen Korallen- und Fischarten findet sich im letzten Becken eine Besonderheit: eine junge Meeresschildkröte.

Die Quirligkeit dieses kleinen Wesens sowie das hell ausgeleuchtete Aquarium gepaart mit der Dunkelheit der Grotte überfordern die Technik meiner Kamera und ich bekomme kein scharfes Foto zustande. Das macht aber nichts. Der kleine Wicht zaubert ein Lächeln in mein Gesicht. Bei dem Jungtier der Art Unechte Karettschildkröte (Caretta caretta) handelt es sich um ein Fundtier, das in Fischnylonnetzen verfangen am Strand lag. Da das Naturkundemuseum gleichzeitig als Wildtierauffangzentrum fungiert, bleibt die Kleine solange hier, bis sie kräftig genug ist, ihren langen Weg durch die Ozeane wieder anzutreten. Eines Tages wird sie an den Strand zurückkehren, an dem sie geboren wurde.

Das Treppenhaus des Museums ist holzgetäfelt und eine ausladende Treppe führt in die erste Etage. Dort befinden sich große Schaukästen mit Präparaten von heimischen Fischen, Korallen, Vögeln und einigen Landsäugetieren. An der Raumaufteilung und den aufwändig gestalteten Decken ist noch zuerkennen, dass es sich um ein ehemaliges Wohnhaus handelt. Großformatige Meeresbewohner werden auf dunkel-lackierten hölzernen Podesten zur Schau gestellt. Zu ihnen zählen u. a. verschiedene Haiarten, Meeresschildkröten und Mantas.

Der Besuch dauert nur eine knappe Stunde, dann schließt das Museum und die Mitarbeiter haben Feierabend. Als sich die große Pforte hinter mir schließt und ich im warmen Licht der Abendsonne stehe, brauche ich einen Augenblick bevor ich in den Trubel der Stadt eintauche.

 

NATURAL HISTORY MUSEUM AND STORIES

The Museu de História Natural of Funchal is located in Rua da Mouraria next to the church of Sao Pedro. In this baroque building of the 18. Century the biodiversity of Madeira is documented. The ground floor houses the aquarium. There my path leads down first. A dark vault. Once my eyes adjusted to the twilight, I look at what has been found in the cool Atlantic its way into the aquarium. In addition to various coral and fish species I found in the last tank a lively creature: a young sea turtle.

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Mönchsrobben

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Was haben Madeira und Hawai’i gemeinsam? Für mich ist Madeira das Hawai’i Europas: aus Feuer geborene Inseln weitab vom Festland mit reichlich Regenbögen und entsprechend vielen Regenschauern 😉 Die Temperaturen sind ganzjährig angenehm warm. Ich begegnete auf beiden Inseln vielen freundlichen Menschen und fand dort klasse Möglichkeiten zum Wassersport und Wandern, farbige Blütenpracht, Wildlife wie Meeresschildkröten, Wale und eine besondere Rarität: Mönchsrobben.

Bekannt sind weltweit nur drei Arten dieser seltenen Flossenfüßer, zu denen auch die Seehunde, Walrosse und Seelöwen zählen:
Hawaii-Mönchsrobbe (Monachus schauinslandi), ca. 1100 Exemplare
Mittelmeer-Mönchsrobbe (M. monachus), ca. 400 Exemplare
Karibische Mönchsrobbe (M. tropicalis), letzte Sichtung 1952

Bis zu 500 Pfund schwer verbringen die Mönchsrobben die meiste Zeit im Wasser.  Die Tiere sind ausgezeichnete Schwimmer und gelten als begnadete Taucher. Auf ihrem Speiseplan stehen Fisch und Kopffüßer wie Oktopus. Zum Ausruhen ziehen sie sich an geschützte Strandabschnitte zurück. Innig ist das Verhältnis der Mönchsrobbenmütter zu ihren Jungen. Vor der Geburt fressen sich die Weibchen reichlich Gewicht an. In den danach folgenden sechs Wochen verlieren sie bis zur Hälfte ihres Ausgangsgewichtes, da sie ihre anfangs ca. 30 Pfund schweren, schwarzbefellten Jungen in der Zeit säugen und selbst auf Nahrung verzichten.

Auf Big Island, der größten Insel Hawai’is, hatte ich das Glück, eine der seltenen Hawaii-Mönchsrobben (auf hawaiianisch: ilio holo i ka uaua) zu sehen. Es war ein junges Weibchen, das auf einem felsigen Strandabschnit ein morgendliches Sonnenbad nahm. Ein prachtvolles Tier mit dunkelgrauem Pelz und einem kraftvollen Raubtiergebiss. Also kein Kuscheltier, sondern ein Wildtier. Ihr Ruheplatz lag unmittelbar neben einer sehr belebten Badebucht mit Schnorchlern, Surfern, Schwimmern und Sonnenanbetern. Von einem Rettungsschwimmer erfuhr ich, dass er ihr bereits früh morgens weit draußen beim Surfen vor Dienstbeginn begegnet war. Sie kam dabei wohl so nah, dass er annahm, sie wollte mit auf’s Board.

Allgemeines zur Hawaii-Mönchsrobbe (Monachus schauinslandi – ja, sie wurde tatsächlich nach einem Herrn Schauinsland benannt: Zoologe und Gründungsdirektor des Übersee Museums in Bremen ):
Körperbau: silbergrau gefärbert Rücken und hellere cremefarbene Unterseite, bis zu 500 Pfund schwer, exzellente Schwimmer und Taucher
Nahrung: Generalist, bis zu 10 kg täglich, wie Oktopus und Fisch
Feinde: Tiger-Hai, gelegentlich andere Mönchsrobben
Länge: 2 Meter, Männchen kleiner als Weibchen
Fortpflanzung: Weibchen werden mit 5-6 Jahren geschlechtsreif, Tragzeit von 10-11 Monaten, Lebenserwartung von 25-30 Jahren
Jungen: 1-3, schwarzbefellt, werden 6 Wochen gesäugt, Mutter fastet während dieser Zeit, um bei den Jungen zu bleiben
IUCN status: vom Aussterben bedroht

In den atlantischen Gewässern um Madeira finden sich ca. 30 Exemplare der Mittelmeer-Mönchsrobbe (auf portugisisch: Lobo marinho). Tendenz steigend. Bevorzugt halten sie sich auf den vorgelagerten Islas Desertas auf, einem Schutzgebiet, dessen Zugang streng geregelt ist.

Sowohl auf Hawai’i als auch auf Madeira wird viel für den Erhalt der gefährdeten Tierart getan. Nicht nur von Wissenschaftlern, sondern gemeinsam mit engagierten Ehrenamtlichen. Was man liebt, das schützt man auch…

Mahalo & um grande abraço

 

Monk seals

What have Madeira and Hawaii in common? For me Madeira is the European version of Hawai’i: Islands born of fire, far away from the mainland with lots of rainbows – which includes some rainfall :-), pleasant temperatures year round, friendly people, a lot of watersport and hiking trails, colourful flowerage, wildlife as the sea turtle, whales and one very rare species: the monk seal.

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